KPU/HPU

Kryptopyrrolurie (KPU)/Hämopyrrolaktamurie (HPU) – was ist das?

Die KPU/HPU ist eine häufige, meist genetisch bedingte familiär gehäuft auftretende Stoffwechselstörung. Es gibt aber auch erworbene Formen.
KPU/HPU bleibt oft lange symptomlos oder die Beeinträchtigungen sind so gering, dass sie nicht wahrgenommen werden. Symptome, Beschwerden und Folgeerkrankungen können aber durch Belastungssituationen ausgelöst werden, wie z.B. Infektionen, chronischen Stress, körperliche Überbelastung, Reizüberflutung, innere Stressfaktoren (Perfektionismus, sich selbst unter Druck setzen, zu wenig Regeneration sowie andere psychische Themen), psychische Traumata, Verletzungen, Operationen, Belastungen mit Umweltgiften und Chemikalien, Einnahme von bestimmten Medikamenten, einseitige, mikronähstoffarme Ernährung oder Diäten.

Was ist der Unterschied zwischen KPU und HPU?

KPU und HPU werden oft synonym verwendet, genaugenommen meinen sie biochemisch jedoch nicht exakt dasselbe. Die Auswirkung der Häm-Stoffwechselstörung (s.u.) ist für die KPU und HPU aber sehr ähnlich. Wer sich tiefergehend mit dieser Thematik auseinander setzen möchte, dem empfehle ich sich mit der zur Verfügung stehenden Fachliteratur zu beschäftigen.

Was passiert bei der KPU/HPU genau?

Durch eine KPU/HPU kommt es zu einer Störung der Enzyme, die für den Häm-Biosyntheseweg erforderlich sind. Dadurch wird nicht ausreichend Häm gebildet. Häm ist eine eisenhaltige komplexe Verbindung im Körper, die an vielen wichtigen Stoffwechselprozessen beteiligt ist. Liegt zu wenig Häm vor, treten Defizite in allen Bereichen auf, in denen Häm benötigt wird:

  • Bei der Entgiftung in der Leber mit der Folge einer verminderten Entgiftungskapazität für Schwermetalle, Umweltschadstoffe und Stoffwechselprodukte
  • Bei der Hämoglobinsynthese mit der Folge einer verminderten Sauerstoffversorgung im Körper
  • Bei der mitochondrialen ATP-Synthese mit der Folge einer verminderten Energiegewinnung in den Zellen
  • Beim Aufbau von Muskelgewebe mit der Folge einer verminderten Muskelkraft

Durch die gestörte Häm-Synthese fallen neurotoxische Zwischenprodukte (so genannte HPL-Komplexe) an, d.h. Substanzen, die giftig sind für das Gehirn und das Nervengewebe. Hierdurch können psychische und neurologische Symptome und Erkrankungen entstehen.
Der Körper bindet diese HPL-Komplexe dann an Vitamin B6 und Zink und z.T. auch an andere Spurenelemente, um sie über den Urin ausscheiden zu können.
Auf diesem Weg gehen diese wichtigen Vitalstoffe verloren. Da diese Vitalstoffe für zahlreiche physiologische Körperabläufe benötigt werden, bedeutet deren Mangel ein ernsthaftes Problem. Zink wird zum Beispiel in über 300 Stoffwechselwegen im Körper benötigt und Vitamin B6 in über 100. Somit können die Symptome, Beschwerden und Folgeerkrankungen durch den Mikronährstoffmangel äußerst vielfältig sein und die Symptomatik durch den Häm-Mangel und die neurotoxischen Häm-Zwischenprodukte verschlimmern.

Welche Symptome und Beschwerden sind mit einer KPU/HPU assoziiert?

Liegt eine KPU/HPU vor, können aufgrund o.g. Störungen der Körperprozesse vielfältige Symptome und Beschwerden auftreten. Dazu gehören:

Psychische Störungen und Erkrankungen

wie Stressempfindlichkeit, Stimmungsschwankungen, schlechtes Kurzzeitgedächtnis, Reizbarkeit, Konzentrationsstörungen, Nervosität, Lernstörungen, depressive Verstimmungen, Ängstlichkeit, Aggressivität, Licht-, Geruchs- und Geräuschempfindlichkeit, Kopfschmerzen, Migräne, Suchtverhalten, Depressionen, Angststörungen, Psychosen, Autismus, ADHS/ADS

Hormonelle Beschwerden 

wie Schilddrüsenstörungen, Zyklusbeschwerden, Prämenstruelles Syndrom (PMS), Fertilitätsstörungen, Neigung zu Fehlgeburten, Polyzystisches Ovar (PCO)

Erkrankungen des Magen-Darmtraktes

wie Reizmagen, Reizdarm, Blähungen, Verstopfungen, Durchfall, Übelkeit, Sodbrennen, Bauchschmerzen, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Nahrungsmittelintoleranzen

Beschwerden am Bewegungsapparat

wie Osteoporose, Arthrose (in ungewöhnlich frühem Alter), verminderte Muskelbildung, Muskel- und Bindegewebsschwäche

Allgemeine Beschwerden/Symptome

wie Schwäche, Energiemangel, Abgeschlagenheit, chronische Müdigkeit, Schlafstörungen, Gewichtsstörungen, Chronische Erschöpfung, Burnout-Syndrom

Störungen und Erkrankungen des Immunsystems 

wie Abwehrschwäche, Infektanfälligkeit, häufige Erkältungskrankheiten, Pilz-und Herpesinfekte, Autoimmunerkrankungen (wie z.B. Hashimotothyreoiditis)

Wie stellt man eine KPU/HPU fest?

Bereits in den 60er Jahren wurde diese Stoffwechselbesonderheit entdeckt und umfassend erforscht. Dennoch werden sie in differentialdiagnostischen Untersuchungen so gut wie nie mit einbezogen und deshalb häufig nicht diagnostiziert – und das trotz des relativ hohen Vorkommens in der Bevölkerung von ca. 10 Prozent.
Die KPU oder HPU wird über spezielle 24-Stunden-Sammelurintests bestimmt. Hierzu wird der Urin auf das Vorkommen von HPL-Komplexen untersucht. Herkömmliche Urintests sind dafür nicht geeignet.
Wichtig ist, vierzehn Tage vor Durchführung des Tests keine B-Vitamine und kein Zink extra zuzuführen, da dies den Test verfälschen kann.

Wie behandelt man eine KPU/HPU?

Ziel der Therapie ist es, möglichst die Störung der Häm-Synthese zu verbessern, um dadurch die vorhandenen Symptome zu reduzieren und somit mehr Lebensqualität zu gewinnen.
Die Behandlung der KPU und HPU sollte immer auf mehreren Säulen beruhen:
Laborkontrollierte Gabe von Mikronährstoffen, Ernährungsumstellung, Entgiftung (vor allem von toxischen Metallen) und Verbesserung der Entgiftungsfähigkeit. Da die KPU/HPU in großem Maße stressabhängig ist und die Enzyme vor allem unter Stress in ihrer Leistungsfähigkeit sinken und vermehrt HPL-Komplexe hergestellt werden, ist zudem das Erlernen, mit Stress umzugehen, eine sehr wichtiger Therapiebestandteil. Menschen mit KPU/HPU haben eine besondere Persönlichkeit. Sie sind in der Regel sehr feinfühlig, nehmen viel mehr wahr als ihre Mitmenschen, können aber auch mit zu vielen Reizen nicht so gut umgehen und brauchen daher immer die Möglichkeit sich zurückziehen zu können. Diese Fähigkeiten und Persönlichkeitsmerkmale, verstehen zu lernen, zu akzeptieren, zu berücksichtigen und zu lernen, damit umzugehen sind allein schon 50 Prozent einer erfolgreichen Behandlung.

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