Stressmedizin

Stress gehört zum Leben dazu. Wer heutzutage keinen Stress hat, ist fast schon out. „Fast Food“, „Coffee to go“, „Multitasking“, „Speed dating“, „Power-Yoga“ – überall muss es schnell gehen, wir müssen noch mehr in einen Tag packen und am besten noch alles gleichzeitig machen. Die Anforderungen, die an uns gestellt werden – ob von außen oder von uns selbst – werden immer größer. Dass dieser Lifestyle nicht spurlos an uns vorbei zieht, liegt auf der Hand. Was vielen Menschen allerdings nicht klar ist, ist die Tatsache, wie sehr unser Körper unter diesen Verhaltensweisen leidet. Unser Hormon- und Nervensystem sind zwar gut gerüstet, um mit akutem Stress umzugehen – womit sie allerdings überfordert sind, ist ein ständiges Ausgesetztsein mit Stresssituationen. Denn über ein Programm für chronischen Stress verfügt unser Körper nicht. Genauso sieht aber leider unser heutiger Alltag aus: Eine stressige Situation folgt der nächsten und wir haben kaum noch Gelegenheit, um uns entsprechend zu erholen und zu entspannen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bezeichnet Stress als die größte Gesundheitsbedrohung des 21. Jahrhunderts.
Neben den bereits geschilderten Stresssituationen gibt es noch zahlreiche weitere Stressoren: Unfälle, Verletzungen, Traumata sind für unser System genauso Stress wie die ständige Auseinandersetzung mit Umweltgiftstoffen, z.B. hormonhaltigen Substanzen im Trinkwasser. Aber auch ein Umzug oder der Kampf unseres Immunsystems mit Erregern wie Viren und Bakterien stehen ganz oben im Stressranking. Hinzu kommt alles, was man als „inneren Stress“ bezeichnen kann. Also unsere inneren Vorgänge, Denkweisen und Gefühle.
Wissenschaftler haben festgestellt, dass negative Gedanken und Bewertungen (z.B. „Ich bin nicht gut genug“, „Ich darf keinen Fehler machen“, etc.) zu einer Ausschüttung unseres Stresshormons Cortisol führen. Das heißt: Selbst wenn ich ein vernünftiges Stressmanagement und einen gesunden Lifestyle pflege, aber ständig negative Selbstgespräche führe, bin ich permanentem Stress ausgesetzt. 

Resilienz – Widerstandsfähigkeit gegen Stress

Die individuelle Widerstandsfähigkeit eines Menschen gegen Stress („Resilienz“) ist sehr unterschiedlich ausgeprägt. Es gibt weniger stressempfindliche Persönlichkeiten und Menschen, die sich verstärkt von Stress beeinflussen lassen. Zumeist hat das etwas mit der Prägung bzw. den Erfahrungen in der Kindheit zu tun. Stress ist also ein sehr individuelles Thema. Interessant ist, dass Menschen subjektiv sehr unter Stress leiden können, ohne dass dies zu negativen Folgen für die Gesundheit führt. Auf der anderen Seite gibt es (oft sehr leistungsorientierte) Menschen, die eine Stressbelastung für sich selbst verneinen, sich dann aber bei den Untersuchungen eine hohe Stressbelastung zeigt. 

Belastungsfaktoren erkennen

Genauso vielfältig wie die Auslöser von Stress sind auch die Folgen bzw. Krankheiten, die durch eine chronische Stressbelastung hervorgerufen werden können, z.B. Bluthochdruck, Arteriosklerose, Diabetes, Depressionen, Gelenk- und Rückenschmerzen, Übergewicht.
Die Symptome von dauerhaft einprasselndem Stress beginnen oft schleichend, es kommt zunächst zu Schlaf- und Konzentrationsstörungen, Lärmempfindlichkeit, zunehmender Erschöpfung und Antriebslosigkeit, Infektanfälligkeit sowie abnehmender Leistungsfähigkeit. Ziehe ich dann nicht irgendwann die Handbremse, kapituliert mein Körper vollständig, was sich als so genanntes Burn-out-Syndrom zeigt.

Stress aufspüren

Die Stressmedizin behandelt die gesundheitlichen Folgen übermäßiger Belastungen des Körpers und der Psyche. Mithilfe von Laborwerten, Stress-Tests und anderen speziellen Untersuchungen kann man heute Stress als Auslöser oder Verstärker von Erkrankungen messen und nachweisen. Im Rahmen der Stress-Diagnostik biete ich u.a. folgende Methoden in meiner Praxis an:

    • Messung der Stress-Hormone Cortisol und DHEA im Tagesverlauf 
    • Untersuchung von wichtigen Stress-Botenstoffen wie Adrenalin, Noradrenalin, Dopamin, Serotonin
    • Messung von Aminosäuren, Vitaminen, Mineralien – so genannte Cofaktoren
    • HRV-Stressmessung: Kurzzeit-Messung in der Praxis und HRV-Langzeit-Messung über drei Tage
  • Individuell behandeln

    Stress und stressbedingte Erkrankungen sind ein höchst individuelles und komplexes Thema. Genauso individuell sollte auch die Therapie aussehen. Die Vielschichtigkeit der Diagnostik erlaubt es, konkrete Aussagen zum krankheitsauslösenden Stress- oder Belastungspegel zu machen. Egal ob der Stress von außen oder innen kommt, in allen Fällen muss die körperliche Ebene mit behandelt werden. Denn wenn ich zu erschöpft bin, kann ich keine Veränderungen in meinem Leben etablieren. Bausteine hierfür sind:

    • Optimierung von Neurotransmittern
    • Orthomolekulare Medizin mit gezielter Vitamin- und Mikronährstoffzufuhr
    • Regulation des Hormon-, Immun- und vegetativen Nervensystems
    • Mitochondrientherapie
    • Darmsanierung
    • Ernährungsoptimierung

    Sind die körperlichen Ebenen (biochemischen Faktoren) gut unterstützt, ist der nächste Schritt, das Mind Set zu behandeln. Hierbei geht es beispielsweise um die Bewusstwerdung von tief verankerten Denk-, Glaubens- und Verhaltensmustern. In diesem Zusammenhang ist auch das Erlernen von Entspannungstechniken hilfreich. 

    Fazit

    Bei der Therapie einer Stressbelastung muss stets die Person als Ganzes berücksichtigt werden und es gilt, alle Aspekte zu berücksichtigen, die den Körper zuvor geschwächt oder sogar krank gemacht haben. Ganz wichtig ist die aktive Mitarbeit des Patienten bei der Reduzierung der Stressbelastung. Eine Verbesserung von Selbst- und Energiemanagement sowie ein gesunder Lebensstil sind von entscheidender Bedeutung. Gerade hier gibt es häufig Handlungs- und Verbesserungsbedarf.

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